
Ein Maulaffe
„Maulaffe oder Maulaffen feilhalten“
Als Maulaffen oder Gähnaffen werden seit dem Mittelalter tönerne, kopfförmige Halter für Kienspäne bezeichnet, in deren offenes Maul man den Kienspan steckte.
Seit dem 15. Jahrhundert wird unter Maulaffe (im 16. Jahrhundert auch Affenmaul) ein Gaffer verstanden, „einer, der mit offenem Maul dasteht und gafft“ – bis in das 21. Jahrhundert gebräuchlich in der Redewendung „Maulaffen feilhalten“.
Vermutlich liegt dem Ausdruck die mittelalterliche Lebenswirklichkeit zu Grunde: Man klemmte sich bei Arbeiten im Dunkeln, wenn man beide Hände frei haben musste, einen brennenden Kienspan zwischen die Zähne, um ein wenig Beleuchtung zu haben.
Gewöhnlich wurde der Kienspan aber auf einem Tonklotz abgelegt. Es war wohl naheliegend, solchen Tonklötzen das Aussehen menschlicher Gesichter zu geben und den Span in deren ausgearbeiteten Mund zu klemmen.
Die Redewendung „Maulaffen feilhalten“ erklärte man sich früher als eine direkte Übersetzung des niederdeutschen „dat mul apen hollen“ („Das Maul offen halten“). Dieser Irrtum geht zurück auf Martin Luthers Erklärung „Einer, der das Maul aufsperrt, den wir auf teutsch einen Maulaffen halten“. Allerdings ist damit weder das zweite Wort feilhalten (verkaufen) geklärt, noch kann damit erklärt werden, dass im Niederdeutschen auch die Redewendungen „Mulapen to kop hebben“ („Maulaffen im Verkauf haben“) und „Mulapen verköpen“ („Maulaffen verkaufen“) existieren.
Ähnliche Redewendungen wie beim Maulaffen findet man auch zu Bezeichnungen weiterer Leuchter gebildet, wie zum Beispiel dem Kerzenhalter, aus dem das Leuchterweibchen wurde oder dem Ölgötzen, dessen Bezeichnung von einer Halterung für Öllampen stammt.